Jahresbericht 2015

Aufbau eines Jugendnetzes in zwei Gemeinden
in Kolumbien: Samaná und La Dorada

1. Ziel dieses Entwicklungsprojektes

Es geht in erster Linie darum, den Jugendlichen einen Ort des Treffens und Austausches zu ermöglichen. Dabei werden vor allem folgende Themenkreise behandelt: die Interessen dieser Landjugendlichen, ihre Hoffnungen und Pläne für die Zukunft, die Weiterausbildung und die verschiedenen Möglichkeiten, landwirtschaftliche Projekte und ihre Umsetzung, der Friedensprozess in Kolumbien und deren Folgen für die Jugend, Zugang zu politisch wichtigen Entscheidungen in den Gemeindeverwaltungen, etc.

2. Teilnehmer

Momentan nehmen aktiv 239 Jugendliche am Projekt teil. Diese verteilen sich auf 2 Gemeinden: Samaná und La Dorada, im Dept. Caldas, Kolumbien. Da jede der beiden Gemeinden neben dem Dorfkern viele umliegende Weiler umfasst, kommen die Jugendlichen aus 9 verschiedenen Orten mit je einer Gruppe. Jede dieser Gruppen hat einen Gruppenleiter, der den Projektverantwortlichen der Stiftung Apoyar unterstellt ist. Beide Gemeinden haben eine Ausdehnung von 1‘400 km2, (ein Viertel der Oberfläche des Kantons Wallis!) und eine Gesamtbevölkerung von 127‘000 Bürgern.



3. Aktivitäten

In diesem Jahr wurden gesamthaft 28 Treffen durchgeführt. Themen: Selbstwert, Menschenrechte, Friedensprozess und seine möglichen Folgen, der kolumbianische Staat und die Rechte der Bürger, mögliche landwirtschaftliche Projekte und deren Verwirklichung, Freizeit und Sport, Kultur, Teilnahme an Gemeinschaftsarbeiten und Durchführung von 2 grossen Jugendtreffen in La Dorada und Samaná. Dabei nahmen rund 1‘000 Jugendliche teil.



4. Ausbildung und landwirtschaftliche Projekte

In Zusammenarbeit mit dem SENA (servicio nacional de aprendisaje – eine Art kolumbianische Gewerbeschule) wurden mehrere landwirtschaftliche Kurse angeboten, vor allem was Kleintierhaltung angeht: Schweine, Hühner, Bienen etc. 80 junge Menschen nahmen an dieser Ausbildung teil und so konnten bisher eine Reihe von Projekten verwirklicht werden:
  •  5 Jugendliche haben bereits ihr Projekt mit Hühnern und Eierproduktion in Ausführung.
  • 7 Teilnehmer mit ihren jeweiligen Familien haben sich für den Aufzug von Schweinen entschieden.
  • In San Diego, Gemeinde mit einem ausserordentlich schönen Kratersee, haben 2 Jugendliche Kajaks (Kleinboote) angeschafft um Touristen diese Naturschönheit zu zeigen.
  • Ebenfalls in San Diego hat eine junge Frau einen einfachen Schönheitssalon eröffnet.
Diese Kleinprojekte konnten mit Darlehen des Projektes aufgebaut werden.


5. politische Teilnahme

Dies ist eine der wichtigsten Aktivitäten in diesem Jahr. Im Monat Oktober 2015 werden in Kolumbien Gemeinde- und Departementswahlen stattfinden. Die Jugend stand bisher immer eher abseits dieser Ereignisse, obwohl sie in beiden Gemeinden mit einem enormen Wählerpotential dastehen. Mindestens 50% der Wähler sind junge Leute. Andrerseits sieht die kolumbianische Gesetzgebung eine recht grosse Tranche des Jahresbudgets als Beitrag zur Förderung der Jugend, wie Ausbildung, Studium, Projekte etc. vor. Doch dies wird meistens nicht eingehalten, weil auch niemand die Behörden zwingt, diese Gelder rechtmässig zu verwenden. Dies soll sich in den beiden Gemeinden ändern.

Bisher wurde folgende Strategie angewendet:
  •  In einer breit angelegten Umfrage (rund 3’000 Teilnehmer) wurden die Jugendlichen nach ihren Wünschen und Notwendigkeiten befragt.
  • Die Ergebnisse wurden in den letzten Wochen ausgewertet und in kleinen Gruppen nochmals diskutiert. Schlussendlich wurde ein Papier erarbeitet, dass nun den verrschiedenen Gemeindekandidaten vorgelegt wird.
  •  Um dieses Ziel erreichen zu können wurden die Kandidten in Samaná und La Dorada zu einem Forum eingeladen, das in diesen Tagen durchgeführt wird. Wie man mich informierte, haben sich praktisch alle Anwärter auf Gemeindeposten angemeldet.
  • Ohne Zweifel werden daraus konkrete Forderungen entstehen, zu denen sich die Gewählten verpflichten müssen.
Diese Strategie hat sich bereits auf nationaler Ebene herumgesprochen: Vertreter des Jugendnetzes wurden vor kurzem zu einer Versammlung im Landwirtschaftsministerium eingeladen.


6. Am Projekt teilnehmende Organisationen

Wir konnten seit Beginn mit viel Sympathie von Organisationen und Unternehmen rechnen:
  • Die Mittelschulen der 9 verschiedenen Orte und die 3 Landjugendheime von Samaná, Florencia und San Diego öffneten ihre Türen für alle Treffen.
  •  Die Unternehmung CHEC (Elektrizitätswerke vom Dept. Caldas) half mit Transport- und Ernährungsunkosten.
  • Der SENA hat sich bereit erklärt mit allen Ausbildungsthemen beizutragen, vor allem auf dem landwirtschaftlichen Sektor.

7. Schwierigkeiten

  • Die langen Wege (zu Fuss) vieler Jugendlicher, um an den Versammlungen teilnehmen zu können.
  •  Die Teilnahme der Vertreter der beiden Gemeindeverwaltungen ist mühsam, weil immer wieder neue Funktionäre teilnehmen, denen die Thematik nicht bekannt ist. Dies zeugt von einer bestimmten Interesselosigkeit der Gemeindeverwaltungen. Doch gerade durch die Projektstrategie soll dies geändert werden.

8. Aussichten für 2016

Das Entwicklungsprojekt wurde auf drei Jahre geplant: 2014, 2015 und 2016. Folgende Ziele sollten 2016 erreicht werden:
  •  Die Teilnahme muss erweitert und die Arbeit in den beiden Gemeinden besser bekannt werden.
  •  Projekte zur Förderung der Jugendlichen müssen unbedingt von den Gemeindeverwaltungen und anderen offiziellen Stellen (mit-)finanziert werden.
  • Auf Wunsch vieler Teilnehmer sollen alle Beteiligten in einer Stiftung oder einem Verein rechtlich organisiert werden.

Richard Aufdereggen
Gründer der Stiftung Apoyar 

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